Uwe Kneschk
Schreiben und Reden in & um Cottbus

Zeit fürs Leben

Balsam für die Seele: Warum uns Menschen die Nähe zum Wasser so guttut

Der Blick aufs Meer, der Spaziergang am Fluss, das Bad im See - viele Menschen zieht Wasser an. Wie das Element unsere Psyche beeinflusst und wie wir das Wissen darum für uns nutzen können
Ohne Wasser kein Leben. Aus dem Wasser entstand das Leben auf der Erde, Wasser ist für uns überlebenswichtig. Die Siedlungen unserer Vorfahren entstanden bevorzugt an Flüssen und Küsten. Diese frühe Prägung hat sich tief in unserem Unterbewusstsein verankert.
Aus psychologischer Sicht wirkt Wasser nicht nur deshalb anziehend. Ein Aufenthalt am Meer, See oder Fluss senkt den Cortisolspiegel. Das Gehirn schaltet in einen ruhigeren Modus. Die Umweltpsychologin Sandra Geiger verweist auf die sogenannte Stressreduktions-Theorie. Laut ihr ruft die Natur mit Pflanzen oder Wasser positive Emotionen hervor – Interesse, Freude und Ruhe. Das fördert die Erholung und reduziert das Stresserleben.


Ein kleiner Spaziergang an den Ufern
In der Lausitz bieten die vielen Seen eine passende Umgebung, damit solch ein Spaziergang auch der Seele gut tut. Das sanfte rauschen, der meist  kleineren Wellen beflügeln uns als Mensch. Als ob wir vieles vergessen würden. Neue Perspektiven ergeben sich. Sichtweisen ändern sich in uns. Letztlich verstärkt sich das Gefühl in uns, dass wir solche Spaziergänge öfters wollen. Zuhause dann, da finden wir Ruhe nicht nur im Schlaf. Wir denken an die Momente zurück, die wir gerade erfahren haben.
Eine weitere theoretische Grundlage liefert die Aufmerksamkeits-Erholungs-Theorie. In einer hektischen, lauten und uns oft mit Reizen überflutenden Umgebung wie der Stadt ist unsere Aufmerksamkeit ständig gefordert. Die Zeit in der Natur schafft einen Ausgleich. "Sie lenkt ab – aber auf eine weniger anstrengende Weise", so die Wissenschaftlerin. Der Blick auf die gleichmäßige Bewegung des Wassers beruhigt. Sorgen verlieren an Gewicht, die mentale Präsenz kann sich erholen.


Der Klang des Wassers – ein natürlicher Stimmungsaufheller
Doch nicht nur das Sehen wirkt – auch der Klang hat Einfluss. Das Rauschen der Wellen, das gleichmäßige Plätschern eines Baches: "Wassergeräusche werden oft als positiv empfunden", sagt Sandra Geiger. Forschende der Carlton University und der Michigan State University untersuchten die Auswirkungen natürlicher Klanglandschaften in US-Nationalparks. Das Ergebnis: Schon das bewusste Hören von Naturgeräuschen kann Schmerzen und Stress verringern, die Stimmung aufhellen und die kognitive Leistung verbessern. Wassergeräusche hatten dabei den größten Einfluss auf die Gesundheit.  Berührung, Bewegung, Erinnerung:


 Wie Wasser ganzheitlich wirkt
Wohltuend kann ebenso der Hautkontakt sein. Ein Sprung in den See, barfuß durch den Bach, Baden im Wasser – all das regt die Sinne, das vegetative Nervensystem und den Kreislauf an. "Wasser zu berühren hat etwas Energetisches", sagt Florian Schmid-Höhne. Die Kälte des Wassers belebt. Genauso wie die Bewegung im Wasser. "Es hat etwas Spielerisches. Kindliche Gefühle kommen hoch." Allerdings: "Nur wer als Kind positive Erfahrungen mit Wasser gemacht hat, hält sich auch als Erwachsener gern darin auf", sagt Geiger. Negative Prägungen können das Gegenteil bewirken.